Chronik der Adventgemeinde Dresden-West

Von der Gründung bis 1945

Seit dem 13. Juni 1998 gibt es in Löbtau, einem Stadtteil im Westen Dresdens, ein neues Gemeindezentrum. Es ist das Zuhause unserer Adventgemeinde Dresden-West. Die Vorgeschichte der Gemeinde führt bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Bereits 1901 wurde die Adventgemeinde Dresden-Altstadt als erste Dresdner Gemeinde gegründet. Zu dieser Zeit war Löbtau noch ein selbständiger Vorort, bis er 1903 als sechstgrößter Ort Sachsens mit 39.000 Einwohnern nach Dresden eingemeindet wurde.

Sechs Jahre später hielt Prediger Weymann die ersten Vorträge über die biblische Botschaft in Löbtaus „ersten Adresse“, dem Drei-Kaiser-Hof an der Kesselsdorfer Straße. Das Interesse war groß und führte dazu, dass sich bereits nach einem Jahr biblischer Unterweisungen mehrere Besucher zur Taufe entschieden. Der Gründung einer Adventgemeinde in Löbtau stand nichts entgegen. Der Gründungstag der zweiten Dresdner Gemeinde fiel auf den 25. April 1910.

Ein Gewerberaum in der Reisewitzer Straße 35 diente der aus acht Gliedern bestehenden Gemeinde als erste Andachtsstätte. Mit Brd. Ultegard erhielt die Gemeinde ihren ersten Prediger. Die Folgejahre waren durch vielfältige Aktivitäten gekennzeichnet: Missionsarbeit, Schriftenverteilung des Adventverlags Hamburg, Gründung einer Gruppe zur Linderung der sozialen Not im Umfeld (Tabeagruppe).

Die Gemeinde wuchs. Die Suche nach einer neuen Versammlungsstätte wurde erforderlich. Die mittlerweile auf 90 Glieder angewachsene Gemeinde fand von 1913 bis 1922 in einem neuen Versammlungsraum in der Poststraße Aufnahme.

Zu Beginn der 1920er Jahre bekleidete Brd. Hertwig den Dienst als Gemeindeältester. In den wirtschaftlich schweren Jahren wird ihm eine kraftvolle Leitung nachgesagt.

Die Jahre von 1922 bis 1929 waren durch ein ruheloses Wanderleben der Adventgemeinde geprägt. Von 1922 bis 1924 bestand ein Untermietverhältnis in der Gemeinde Dresden-Altstadt auf der Bernhardtstraße 2. Nach zwei weiteren Mietunterkünften im Gasthof Gorbitz (zu DDR-Zeiten Trickfilmstudio der DEFA) und Cafe Pfeiffer auf der Kesselsdorfer Straße trat endlich ein Ende der Wanderschaft ein. Am 06. Juli 1929 konnte Prediger Brd. Haufe mit der Gemeinde einen neuen Saal in der Hainsberger Straße 22 einweihen. Berichten zufolge bestand in den 1930er Jahren unter Leitung von Jugendpastor Wolf und Diakon Arthur Fritzsche eine aktive Jugendgruppe.

Das segensreiche und hoffnungsvolle Wirken der Löbtauer Adventgemeinde wurde durch die Bombardierung Dresdens jäh unterbrochen. Am 13. Februar 1945 erlitt das Gebäude mit Versammlungsraum starke Beschädigungen. Wieder begann die Suche nach einem geeigneten Raum in der schwer zerstörten Stadt.

Nachkriegs- und DDR-Zeit

In den folgenden zwei Jahren mussten Gewerberäume und Gaststätten neu gemietet werden. Unterstützung boten das Schwimmbad und Volkshaus Dresden-Cotta, die Gaststätte Wallwitzburg und die evangelische Hoffnungskirche. Die zerstörte Andachtsstätte auf der Hainsberger Straße war nach dem Wiederaufbau 1947 für die Gemeinde wieder nutzbar, aber nur für zwei Jahre, denn der wiedererrichtete Raum erwies sich infolge steigender Gliederzahl als zu klein. Bereits 1948 lösten sich 21 Geschwister mit Wohnsitz in Freital von der Löbtauer Adventgemeinde und gründeten eine eigene Gemeinde. Trotz dieser Ausgründung zählte die Gemeinde im Jahr 1949 immerhin 126 Mitglieder.

Wieder stand ein Umzug an. 1949 zog die Adventgemeinde in ein ehemaliges Gewerbeobjekt in der Waldheimer Straße 17 ein. Für die folgenden 44 Jahre blieb der Gemeinde Löbtau dieses Gebäude erhalten. Als einer der wenigen Prediger, die während der schweren Nachkriegszeit dem Dresdner Raum zur Verfügung standen, sei Brd. Vogt erwähnt. Er diente der Löbtauer Adventgemeinde von 1948 bis 1953. Zu Beginn des Jahres 1951 wurde Brd. Martin zum Ältesten der Gemeinde berufen. Bis 1978 erfüllte er diese Aufgabe. Als einer der Ersten, die nach dem Krieg ihre Pastorenausbildung in Friedensau absolvierten, übernahm Brd. Manfred Böttcher für ein Jahr die Löbtauer Adventgemeinde. Ihm folgten in der zeitlichen Abfolge die Pastoren:

1956 – 1959: Hermann Beier
1959 – 1962: Lothar Reiche
1962 – 1967: Martin Herziger
1967 –  1971: Peter Kortüm
1971 – 1982: Erich Gutsche
1982 – 1992: Wilfried Beier

Viele Höhepunkte im Gemeindeleben erinnern an das segensreiche Wirken der genannten Pastoren. Erinnert sei an die vielen Gemeindeausflüge, musikalischen Darbietungen, Gemeindenachmittage mit Kinderprogramm und Adventfeiern. Von 1958 bis 1978 bestand in Wilsdruff eine eigene Gemeindegruppe. 14 Gemeindeglieder trafen sich sabbats im Haus von Geschwister Goletz.

Unter der Rubrik „Herzliche Einladung zur Stunde der Begegnung“ fanden in den 1970- und 1980er Jahren öffentliche Vorträge zur biblischen Botschaft statt, Anlässlich des Jahrestags der 75jährigen Gründung der Gemeinde erfolgten 1985 umfangreiche Renovierungsarbeiten am reparaturbedürftigen Gemeindehaus. Neben dem tatkräftigen Einsatz der Geschwister half auch die Baubrigade der Vereinigung. Die Zeit bis zur politischen Wende 1990 bescherte der Gemeinde Löbtau ein durchaus stabiles Gemeindeleben.

Die Zeit nach der Wende 1990 bis 1998

Die gesellschaftlichen Veränderungen in der Zeit nach 1990 gingen auch an der Adventgemeinde nicht spurlos vorüber. Der Altersdurchschnitt war deutlich gestiegen und die Gliederzahl sank auf 70. Trotzdem war diese Zeit von vielen Aktivitäten gekennzeichnet. Unter Leitung von Pastor Wilfried Beier liefen Seminare zur Offenbarung, zum Buch Daniel und zu den Korintherbriefen. Durch Auflösung der Gemeinde Freital zum Jahresende 1991 schlossen sich acht Geschwister der Löbtauer Adventgemeinde wieder an.

Ab 1992 bestand zur tschechischen Adventgemeinde Pardubice eine langjährige Freundschaft. Gegenseitige Besuche und gemeinsame Gottesdienste brachten uns näher zusammen. Die neue Vorruhestandsregelung für Pastoren bewirkte, dass 1992 Brd. Reinhard Kopp das Predigtamt von Brd. Beier übernahm.

Die Tage der Kapellennutzung in der Waldheimer Straße 17 waren gezählt. Bedingt durch den schlechten statischen Zustand der Bausubstanz und Privatisierung des Grundstücks, musste der Standort erneut aufgegeben werden. Der letzte Gottesdienst fand am 30. Januar 1993 statt. Wiederum begann die Suche nach geeigneten Räumen. Eine Woche später fand die Gemeinde im Pfarrhaus der evangelischen Auferstehungskirche in Dresden-Plauen Aufnahme. Das Gemeindeleben beschränkte sich bis auf wenige Ausnahmen nun auf die Zeit des Gottesdienstes am Sabbat. Der Ruf nach einer eigenen Kapelle wurde lauter und zu einem Ruf des Überlebens. Bereits zu DDR-Zeiten bewarb sich die Adventgemeinde Löbtau um Bauland für einen Kapellenneubau. Ein durch Abriss frei gewordenes Grundstück auf der Poststraße 13 entsprach den Vorstellungen der Gemeinde. Es war schon ein Wunder, als Jahre später die für Baufragen zuständige Grundstücksverwaltung des Norddeutschen Verbandes (NDV) vom Grundbuchamt der Stadt Dresden erfuhr, dass die Gemeinde Löbtau als Eigentümer noch im Frühjahr 1989 ins Grundbuch eingetragen wurde. Dazu muss man wissen, dass Grundbücher in der DDR nur sporadisch geführt wurden. Durch die Grundstücksverwaltung des NDV wurde am 16. Mai 1994 von den Brüdern Salm und Müller das Projekt eines neuen Gemeindezentrums vorgestellt.

In diese Zeit fiel die Versetzung von Brd. Kopp nach Ulm. Bis zur Einsetzung eines neuen Bezirkspredigers übernahm Pastor Ulf Röder, unterstützt von Pastor i.R. Wilfried Beier die Löbtauer Gemeinde. Seit August 1995 nahm mit Brd. Günther Wagner wieder ein ordinierter Pastor gleichzeitig die Arbeit in den Gemeinden Löbtau und Dresden-Neustadt auf. Durch Eigentümerwechsel verlor auch die Gemeinde Neustadt ihre seit 1930 gemieteten Räume in der Robert-Blum-Straße 6.

Die Planung des neuen Gemeindezentrums als Zuhause für nunmehr zwei Gemeinden ging voran. Groß war die Freude, als am 30. Juni 1997 der symbolische Spatenstich auf dem ehemaligen Abrissgrundstück Poststraße 13 durch die Baufirma Otto Quast und durch Brüder der Vereinigung ausgeführt wurde. Bereits am 30. Oktober 1997 feierte die Gemeinde das Richtfest. Nach nur einem Jahr Bauzeit wurde das Gemeindezentrum am 13. Juni 1998 unter anderem mit den folgenden Worte eröffnet: „Ein Jahrzehnte gehegter Wunsch ist heute in Erfüllung gegangen. Die nunmehr neu formierte Gemeinde Dresden-West nimmt mit Freude und Dankbarkeit ihr neues Gemeindezentrum in Besitz. Der größte Dank gilt dem Herrn unserer Gemeinde – Jesus Christus. Er hat dafür gesorgt, dass dieser Bau Wirklichkeit wurde, dass unsere Gemeinde lebt.“

Die neue Gemeinde Dresden-West

Der neue Name Gemeinde Dresden-West wurde bewusst gewählt, weil neben der ehemaligen Löbtauer Adventgemeinde, der größere Teil der Neustädter Adventgemeinde, viele Studenten und neu hinzugekommene Geschwister diese Gemeinde bildeten. Im Rahmen einer Festwoche vom 13. bis 20. Juni 1998 erlebte die Gemeinde Vorträge, Veranstaltungen für Kinder und Senioren, den ersten Taufgottesdienst im hauseigenen Becken sowie ein Kinderstraßenfest. Einige Aktivitäten aus der Zeit der Festwoche wurden Bestandteil des Gemeindelebens in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Dazu zählt das Kinderstraßenfest, das nicht nur für die eigenen Kindern, sondern in erster Linie für die Kinder im Umfeld unseres neuen Gemeindezentrums veranstaltet wird. Es fand eine so gute Resonanz, dass es jährlich 500 bis 1.000 Besucher anzieht. Für die zahlreichen Senioren gründete Brd. Wilfried Beier einen monatlich stattfindenden Seniorentreff „60+“. Die Kinderbetreuung in anfangs einer Gruppe musste mit dem Anwachsen der Kinderzahl in mehrere Altersgruppen aufgeteilt werden.

So wie die ehemalige Gemeinde Löbtau auf der Suche nach Versammlungsräumen auf die Hilfe anderer angewiesen war, konnte sie ab 1999 für die Gemeinde „Apostelamt Jesu Christi“ und 2016 für die „Internationale Baptistengemeinde“ (seit 2020: Grace Baptist Community Church of Dresden) als Vermieter wirksam werden.

Die Wünsche der Gemeinde zur weiteren Ausstattung des Gemeindezentrums wurden zielstrebig und mit großer Spendenfreudigkeit umgesetzt. Im Untergeschoß entstand für das gesellige Beisammensein eine komplett eingerichtete Küche. Für den großen Gemeindesaal konnte eine „echte“ Pfeifenorgel von einer evangelischen Kirche nahe Ingolstadt erworben werden. Mit dieser 1982 von der Firma Oscar Walcker aus Ludwigsburg gebauten Orgel ging auch ein großer Wunsch unseres Organisten Erhard Güttler in Erfüllung.

Ein buntes und vielfältiges Gemeindeleben mit themenbezogenen Gottesdiensten, Seminaren, Musik, Darbietungen der Kindergruppen und der Jugend bereicherten den Jahresablauf der Gemeinde in ihrem neuen Zuhause.

2002 verabschiedete die Gemeinde Pastor Günther Wagner und dankte ihm für seinen unermüdlichen Einsatz für das neue Gemeindezentrum und den Aufbau der neuen Gemeinde Dresden-West. Michael Götz übernahm bis 2010 die pastorale Betreuung. Unter seiner Leitung wurden für die vielen Studenten und Auszubildenden spezielle Semesteranfangsgottesdienste eingeführt. Erinnert sei auch an die Löbtauer Vortragsreihe zu biblischen und sozialen Vorträgen.

Für weitere acht Jahre begleitete Pastor Andreas Hildebrandt unsere Gemeinde. Ihm verdanken wir die Fortführung der Studentenbetreuung und möchten sein großes Engagement für die Dresdner Pfadfindergruppe hervorheben. In die Zeit seines Wirkens fallen auch drei Wochenenden mit Gottesdienst und geselligem Beisammensein, die die Gemeinde in Görlitz, Schillbach und Dessau verbrachte.

2018 übernahm Pastor Nils Podziemski die Verantwortung für unsere Gemeinde. Er war uns kein Unbekannter, denn er leitete nach Studienabschluss an der TH Friedensau die Dresdner Adventjugend. In der Zeit der coronabedingten Einschränkungen setzte sich Pastor Podziemski sehr für den Zusammenhalt der Gemeinde ein. Mit einem Leitungsteam organisierte er mit Hilfe der digitalen Medien Gottesdienste, Gemeindestunden, den monatlichen Gemeindebrief „WestPost“ und auch einen Abendmahlsgottesdienst.

Als Gemeinde Dresden-West und gleichzeitig als Gemeinde Jesu haben wir allen Grund, unserem Herrn für seine Wege mit uns zu danken. Wir setzen unsere begründete Hoffnung in seine weitere Führung.