1. Petrus 5,6–7 So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.
Einem 80-jährigen Mann wurde von der Bank das gewünschte Darlehen abgelehnt. Er fühlte sich gedemütigt und mutlos und wünschte sich den Tod.
Das mag übertrieben klingen, doch vielen ergeht es irgendwie ähnlich. Wir Menschen tun uns schwer damit, mit Enttäuschungen umzugehen. Selbst Christen fragen, manchmal noch gezielter, warum Gott dieses oder jenes zulässt. Und wenn es keine schnelle Antwort gibt oder jemand besonders leidet, ist es mitunter ein längerer, teils schmerzlicher Prozess, Schicksalsschläge in Geduld annehmen zu lernen. Doch wir dürfen unsere Sorgen „auf Gott werfen“ und uns von ganzem Herzen seiner Fürsorge anvertrauen.
Es gibt noch eine andere Lesart – nämlich: dass ich mich bei meiner Bekehrung „alle Sorge auf ihn werfend“ unter Gottes „mächtige Hand“ untergeordnet oder „gedemütigt“ habe (Wuppertaler Studienbibel), damit er mich aufrichte, „wenn seine Zeit da ist“ (Hfa). So kann ich mich „leichter in schwierige Verhältnisse hineinfinden“, ja sogar „auch andern Menschen unterordnen“. So stelle ich mir Petrus’ Einstellung vor, der den obigen Bibeltext im Gefängnis schrieb.
Und ich werde nie jenen Wandspruch aus meiner Jugendzeit vergessen: „Wer unter Gott steht, steht über den Dingen.“ Dann kann ich auch darauf verzichten, Mitmenschen oder Ereignisse manipulieren oder, wo es um die Zukunft bei Gott geht, womöglich seinen Zeitplan forcieren zu wollen.
Von starker Hoffnung auf die ewige Gemeinschaft mit Jesus motiviert, können wir auch neu Verantwortung übernehmen. Und wo Sorgen bleiben, kleben wir nicht mehr an ihnen fest, tragen sie nicht mehr selbst, dürfen sie immer wieder – wo sie uns erneut anfechten wollen – mit einer Handbewegung zu Jesus Christus bringen, sie betend vor ihm aussprechen. Außerdem ist es möglich, dass Gott gerade gedemütigten Leuten ein Gefühl der Zusammengehörigkeit schenkt, wie sie es zuvor nicht erlebten.
Diese Art Abhängigkeit lässt uns in Wirklichkeit frei, fröhlich und zufrieden unseren Weg weitergehen und dadurch Gott Lob und Ehre zukommen lassen, wie es ihm gebührt.
Text: Albrecht Höschele
© Advent-Verlag Lüneburg – mit freundlicher Genehmigung