Johannes 10, 11: „Ich aber bin gekommen, um ihnen (UNS!) das Leben zu geben, Leben im Überfluss.“ —-
Die Sommerzeit ist meine Zeit, ich liebe die Wärme! Und noch etwas liebe ich besonders – Melone. Und da es Melone meist im Sommer gibt, liebe ich den Sommer noch viel mehr. Aber eins verstehe ich nicht: Wieso ist dieses herrliche, rotleuchtende, saftig-fruchtige „Fleisch“ in diese harte, grüne Schale verpackt? Na klar, ich verstehe schon, dass es um Hygiene, Haltbarkeit geht, aber was mich als einziges vom Schlemmen des Fruchtfleisches abhalten kann, ist diese grüne Schale.
Während ich die große Frucht sehe, in saftiger Vorfreude schwelge und mir das Wasser im Mund zusammenläuft, muss ich zuerst mal diese Köstlichkeit aus der Hülle befreien. Ich mache mich mit einem großen Messer daran, und wieder stoße ich auf das altbekannte Problem: Entweder sind meine handwerklichen Fähigkeiten unzureichend ausgeprägt oder die Exemplare dieser exquisiten Frucht, die ich bisher erwischt habe, sind besonders hartnäckig in der Verteidigung ihres Inneren. Nachdem ich es geschafft habe, größere Stücken aus der Melone zu schneiden und mich das rote Fruchtfleisch freudestrahlend „anlächelt“, versage ich häufig darin, bei diesen Melonenstücken die Frucht von der Schale zu trennen. Insbesondere an den Endstücken wird es schwierig. Ich fange an zu schneiden – „Komme ich jetzt auf der anderen Seite in die grüne Schale hinein? Oder lasse ich zu viel des roten, saftigen Fleisches an der Schale dran?“ Auf halbem Wege höre ich auf zu schneiden und denke, auf der anderen Seite wird es besser gehen. Manchmal gelingt dies, aber dann fehlt auf der jetzt anderen Seite wieder ein Stück Geschnittenes. Und so drehe ich die Melone hin und her bis ich es dann irgendwann geschafft habe.
Dieses Gefühl, halbfertig zu sein, kenne ich auch aus anderen Bereichen meines Lebens. Prägt es mich nicht viel zu häufig? Vielleicht ist ja der Sommer mit all seinen Versprechungen, all seinen Wünschen und Erwartungen häufig eine Zeit des „Halb-fertig-seins“. Auf meinem Schreibtisch stapelt sich das zu Erledigende, es ist Freitagnachmittag, am Montag ist Urlaub. Und nun? Überstunden, Spätschicht oder halbfertig? Meist entscheide ich mich für einen Kompromiss aus beidem. Was das Risiko in sich birgt, „weder-noch“ als Gefühl mitzunehmen, zu spät nach Hause zu kommen, trotzdem nicht fertig geworden zu sein und so dennoch eine Hypothek mit in den Urlaub zu nehmen. Apropos Urlaub: Was für ein schönes Wort. Ich weiß nicht, wo es Dich dieses Jahr hinzieht in den angeblich schönsten Wochen des Jahres. Bei uns steht hoffentlich post-corona Rhodos auf dem Plan. Ich freue mich darauf! Und da ich noch nie dort war, denke ich: Ich möchte möglichst viel von der Insel sehen, viel erleben. Werde ich das schaffen? In nicht mal zwei Wochen? Und schon steigt wieder das Gefühl von „nicht fertig“ in mir auf. Die Beispiele zeigen vielleicht: Viel zu häufig schleichen wir durchs Leben, immer mit der Sorge des „Halb-nicht-fertig-seins“.
Aber so ist es nicht gedacht! Jesus sagt (Joh. 10/11): „Ich aber bin gekommen, um ihnen (UNS!) das Leben zu geben, Leben im Überfluss.“ (GNB). Nichts halbfertiges, sondern volles Leben im Überfluss! Danach sehne ich mich – und das wünsche ich mir für Dich und für mich! Jetzt und hier schon. So ein glückseliges Gefühl, wie ich es habe, wenn ich Melone esse: In Deiner Arbeit, in Deinem Urlaub und darüber hinaus als Grundgefühl für Dein Leben!
Text: Dirk Ritter