1. Thessalonicher 5, 16–18: „Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.“ —-
Immer fröhlich und dankbar sein – geht das denn überhaupt? Auch in Leid, Trauer und Schmerz? Geht diese Forderung nicht gegen unsere menschliche Natur? Nun ja, ich verstehe das wie folgt: Es ist sicherlich nicht so gemeint, dass wir immerzu im „Fröhlichmodus“ sein sollen. Dieser Anspruch, würde er im wörtlichen Sinne Wirklichkeit werden, würde uns lediglich ein eher beängstigendes starres Grinsegesicht geben. Ebenso wenig halte ich von dem oft oberflächlich geäußerten Rat: „Alles halb so wild, bete nur und dann wird es schon.“ Nein, so wird das nichts!
Was bedeutet diese Aufforderung dann? Meiner Ansicht nach ist es erst einmal wichtig, sich jeder Situation zu stellen, ganz nüchtern (vgl. 1 Ths 5,6) und sachlich. Auch die Klage oder Anklage in Richtung Gott hat ihre Berechtigung. Wenn wir aussprechen, was uns bekümmert, ist das der erste wichtige Schritt zur Heilung. Und dann? Wie eine bedrängende Situation zu lösen ist, dafür gibt es leider kein Standardrezept, das man einfach nachkochen könnte.
Doch eines gibt es: ein Sich-an-Jesus-Festhalten. Und nicht das Vertrauen darauf zu verlieren, dass Jesus es ist, der dich und mich hält. Wenn wir den obigen Bibelabschnitt weiterlesen, kommen wir genau auf diesen Punkt in den Versen 23–24: „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für das Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft; er wird’s auch tun.“
Das ist doch eine wunderbare Zusage! Wenn ich „durch das dunkle Tal“ wandere, dann ist er bei mir. Das halte ich für das Entscheidende: Jesus dann nicht loszulassen, nicht aufzugeben oder – wie es Vers 19 sagt – den Heiligen Geist nicht zu unterdrücken. Solange wir die Verbindung zu Gott aufrechterhalten – die praktische Anwendung der Aufforderung: „Betet ohne Unterlass“ (V. 17) –, wird unserer Seele kein Schaden entstehen. Und genau das ist es, was uns Anlass zu Freude und Dankbarkeit geben darf. Diese Art Freude muss sich nicht in lautstarkem Jubeln oder Hallelujarufen äußern, sondern kann sich auch in einer „heiligen Gelassenheit“ zeigen. Diese Gelassenheit wünsche ich dir und mir.
Text: André Zander
© Advent-Verlag Lüneburg – mit freundlicher Genehmigung