Johannes 20, 6-7: „Simon Petrus jedoch, der inzwischen auch angekommen war, ging in die Grabkammer hinein. Er sah die Leinenbinden daliegen und sah auch das Tuch, das man dem Toten um den Kopf gewickelt hatte. Es lag zusammengerollt an einer anderen Stelle, nicht bei den Binden“ —-
Man hätte es kaum gedacht: Seit den Erfahrungen mit einem Präsidenten der jüngsten amerikanischen Geschichte spielt „Wahrheit“ im Denken der Menschen wieder eine stärkere Rolle. Man hat gesehen, wohin „alternative Fakten“ und „postfaktisches Denken“ führen. Und ausgerechnet die Anhänger jenes Präsidenten fühlten sich um die Wahrheit bei der Wahl betrogen!
Der Evangelist Johannes berichtet uns im heutigen Text die Fakten. Das griechische Wort, das er für das „Sehen“ von Petrus benutzt, schließt auch das Erwägen und gedankliche Verarbeiten ein. Petrus überlegt: Wenn es Freunde gewesen wären, die den Leichnam Jesu mitgenommen hätten, dann hätten sie ihn nicht ohne die verhüllenden Binden abgeholt, quasi entehrt. Andererseits: Warum sollten sich Feinde als Grabräuber die Mühe machen, die Tücher sorgfältig beiseitezulegen?
Noch kommt Petrus mit seiner Logik nicht zum richtigen Schluss, aber er überlegt zumindest ob der Fakten, die ihm vorliegen. Denen fühlten sich auch die Evangelisten verpflichtet, denn sie berichten alle, dass Frauen zuerst von der Auferstehung Jesu erzählen. Ungeschickter konnte man sich in den damaligen Verhältnissen nicht anstellen, um eine „Story“ zu platzieren, denn wer glaubte (damals!) schon Frauen?
Wenn die Jesusnachfolger erwartet hätten, dass ihr Lehrer aufersteht, hätten sie sich am Ostermorgen nicht mit Salben auf den Weg gemacht, sondern mit Palmzweigen. Mit Gesängen hätten sie vor der Grabhöhle gestanden und auf das Wunder gewartet, den spottenden Wachen zum Trotz.
Stattdessen lesen wir zunächst nur von Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Tränen, Ratlosigkeit und handfestem Zweifel. Erst die Hartnäckigkeit des Auferstandenen bringt ihnen langsam die Wahrheit zu Bewusstsein: Er ist wahrhaftig auferstanden! Wer die Auferstehung anzweifelt, hat sich mit den Fakten nicht ausreichend befasst. Die sprechen eindeutig dafür: Jesus lebt! Welch ein Grund zur Freude.
Text: Matthias Müller
© Advent-Verlag Lüneburg – mit freundlicher Genehmigung