Psalm 90; 1 – 4, 12: „Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ —-
Fast 30 Jahre herrschte Husni Mubarak mit harter Hand über Ägypten. Er war der „Pharao“, und seine Macht kannte scheinbar keine Grenzen. Als sich am 25. Januar 2011 erstmals zigtausende vor allem jugendliche Ägypter auf dem Tahrir-Platz mitten in Kairo versammelten, um nachdrücklich „Brot, Freiheit und Würde“ zu fordern, tat der alte Diktator diese Demonstration noch als bedeutungslosen Temperamentsausbruch seiner Landsleute ab. Sie würden sich wieder beruhigen und schon bald würde das Leben wieder seinen gewohnten Gang gehen. Aber sie beruhigten sich nicht; selbst als der „Pharao“ seine Schlägertrupps aktivierte, wuchs die Zahl der Demonstranten täglich weiter an. Am Ende verstand der alte Mann die Welt nicht mehr. Ein schmachvoller Rücktritt war in seinem Lebensplan nicht vorgesehen.
Er war und ist nicht der Einzige seiner Art. Irgendwie scheinen alle Diktatoren dieser Welt ein Ende ihres Lebens nicht auf dem Schirm zu haben. Aber weshalb spreche ich eigentlich nur von den Diktatoren? Immer wieder lerne ich ganz normale Menschen kennen, die zwar längst den Herbst ihres Lebens erreicht haben, sich aber dieser Tatsache um keinen Preis stellen mögen. Sie haben ja noch so viele Pläne. Vor allem aber haben sie Angst vor Alter und Tod, und es muss furchtbar sein, mit der Last dieser Angst zu leben.
Während ich diese Zeilen formuliere, wird mir wieder einmal bewusst, dass die Zeitspanne bis zu meinem eigenen 70. Geburtstag inzwischen auch sehr überschaubar geworden ist. Keine Frage, das fühlt sich durchaus etwas seltsam an. Vor allem aber erinnert es mich ganz intensiv an die Zusage Gottes in unserem heutigen Andachtswort.
Danke, Herr, dass mein Leben in deinen Händen liegt. Danke, dass ich mich selbst im Tod bei dir geborgen wissen darf – und dass du allen, die im Vertrauen auf dich leben und sterben, schon heute die Ewigkeit vorbereitet hast.
Text: Friedhelm Klingeberg
© Advent-Verlag Lüneburg – mit freundlicher Genehmigung