Andacht zu Lukas 2

Lukas 2, 11.13-14:  „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr in der Stadt Davids. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ —-

Heiligabend 1914 hätte der Erste Weltkrieg bereits geendet, wenn es nach den Soldaten auf beiden Seiten der Front nahe des Dorfes La Chapelle-d’Armentières (bei Lille, Frankreich) gegangen wäre. Gegen 19:30 Uhr erblickte Albert Moren vom britischen Queens-Regiment auf der deutschen Seite Laternen, Fackeln und Weihnachtsbäume. Dann sangen die deutschen Soldaten das Lied „Stille Nacht“. Die Briten  antworteten mit „The First Noel“, bekamen Applaus von den Deutschen und hörten dann „O Tannenbaum“. Gemeinschaftlich sangen beide Truppen „Adeste fideles“ („Herbei, o ihr Gläub’gen“) auf Latein. Ein schottisches Regiment nördlich des belgischen Dorfes Ploegsteert ging noch weiter. Sie trafen sich mit deutschen Soldaten zwischen den Schützengräben, tauschten Schokolade, Tee, Sauerkraut und Pudding aus und gaben sich die Hände. Am ersten Weihnachtstag verkleideten sie sich, machten Gruppenfotos und spielten Fußball. Abends gab es vielerorts ein gemeinsames Festmahl. Insgesamt legten über 100.000 Soldaten an Weihnachten 1914 die Waffen nieder.

Dieses Erlebnis bezeugt, dass die Kraft des Evangeliums, das in der Weihnachtsbotschaft zum Ausdruck kommt, viel stärker ist als die Kriegspropaganda, mit der die Soldaten auf den Kampf vorbereitet wurden. Wo sich Menschen dem Geist Gottes öffnen, kehrt Frieden ein. Sein Wirken ist mächtiger als jedes Feindbild. Friede auf Erden kann wirklich entstehen,
wenn die Evangeliumsbotschaft in die Herzen dringt und uns zu „Menschen seines Wohlgefallens“ macht.

Leider ging das Töten kurz danach weiter. Weihnachten ist ein guter Anfang, aber noch nicht das vollständige Evangelium. Wenn Christus in unserem Leben nachhaltig wirken soll, sollten wir nicht beim Kind in der Krippe stehen bleiben, sondern sein weiteres Leben, sein Sterben, seine Auferstehung und Himmelfahrt und seine Wiederkunft ansehen. Das ganze Evangelium hat die Kraft, Menschen zu  verändern. Weihnachten ist ein guter Anlass, um damit zu beginnen.

Text: Thomas Lobitz

© Advent-Verlag Lüneburg – mit freundlicher Genehmigung