Andacht zu Matthäus 4, 19

Matthäus 4, 19:  „Und er sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen.“ —-

Jesus (und später auch seine Jünger) forderte seine Mitmenschen immer wieder auf, ihm nachzufolgen. Was bedeutet das? Für die Jünger damals hieß es zunächst einfach: Jesus auf seinen Wegen zu begleiten; für uns heute im übertragenen Sinn: der Verkündigung Jesu zu folgen und dadurch seinem Wesen ähnlicher zu werden. Manche Christen verstehen das hingegen so: Gott hat für jeden Menschen einen vorgezeichneten Plan. Deshalb sollten wir Christus folgen wie Bergsteiger ihrem Bergführer. Im alten Liederbuch heißt es: „Wie Gott mich führt, so will ich gehn, ohn alles Eigenwählen; geschieht, was er mir ausersehn, wird mir’s an keinem fehlen! Wie er mich führt, so geh ich mit und folge willig Schritt für Schritt in kindlichem Vertrauen.“ (WLG 254) Geht das denn „ohn alles Eigenwählen“?

Jeder Mensch muss sich täglich unzählige Male entscheiden. In kleinen Dingen tut er das meist routiniert. Doch immer wieder müssen wir auch lebenswichtige Entscheidungen treffen. Welche Ausbildung ist die richtige oder welcher Ehepartner, wofür verwende ich mein Geld und vieles mehr. Bis ins hohe Alter sind wir gefordert, Entscheidungen zu fällen. Soll ich in ein Altenheim gehen oder werden meine Kinder mich  versorgen?

Einige Christen, die an einen festen Plan Gottes glauben, erbitten sich Zeichen von Gott. An verschiedenen Stellen berichtet die Bibel, dass Gott solche Zeichen gegeben hat, doch das waren eher Ausnahmen. Ich finde in der Bibel keinen Text, der von einem festen Plan Gottes für unseren Lebenslauf spricht. Stattdessen berichtet sie von Wegführungen, besonders im Dienst der Propheten und Apostel. Viele Entscheidungen müssen wir selbst treffen. Darum schreibt Paulus an seinen jungen Mitarbeiter Timotheus: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim 1,7). Dabei können ein guter Freund, ein Seelsorger, das Gebet um Weisheit und der Heilige Geist unterstützende Hilfe sein.

Gott nachzufolgen heißt, ihn in das eigene Leben miteinzubeziehen. Und selbst wenn wir in unserer menschlichen Begrenztheit auch falsche Entscheidungen treffen – Christus begleitet uns weiter: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt 28,20).

Text: Joachim Hildebrandt

© Advent-Verlag Lüneburg – mit freundlicher Genehmigung