Andacht zu Psalm 121

Psalm 121, 1-3:  „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.“ —-

Ein früher Morgen im Winter. Die Nacht war eiskalt, und endlich ist der erste Schnee gefallen. Ich schaue aus meinem Wohnzimmerfenster und lasse das winterliche Panorama auf mich wirken. Lange kann ich es allerdings nicht genießen, denn das beschauliche Bild hat auch seine Schattenseite: Die Fahrbahnen und Bürgersteige sind offensichtlich spiegelglatt. Kein Wunder, dass die Pkw-Fahrer auf den Bremsen stehen und dass die Passanten, die es sonst meist sehr eilig haben, nur ganz behutsam einen Fuß vor den anderen setzen.

Unwillkürlich geht mir das oben zitierte Psalmwort durch den Kopf. Ob es wohl auch für die Wege gilt, die ich heute auf eisglatten Straßen zurückzulegen habe? Ich hoffe es sehr. Oft genug habe ich in der Vergangenheit in schwierigen, ja lebensgefährlichen Situationen Gottes Schutz und Beistand erfahren. Von diesen Erinnerungen lebe ich – und davon, dass sie sich mitten im Alltag vermutlich viel öfter wiederholen, als mir bewusst ist.

Eigentlich aber geht es auch bei dieser Zusage des Schutzes Gottes um viel mehr. Wenn er uns immer wieder zusagt, uns „auf rechter Straße“ und „auf ebener Bahn“ zu führen, dann betrifft das nicht nur unsere alltäglichen Wege oder den Straßenverkehr, sondern auch und vor allem ein tragfähiges und sicheres Fundament für unseren Lebens- und Glaubensweg. Der Vater im Himmel verhindert nicht jeden Sturz, erspart uns nicht jeden Unfall und heilt nicht jede Krebserkrankung. Manchmal mutet er uns sogar richtig harte Wegstrecken zu. Aber selbst in den dunkelsten Stunden unserer Existenz dürfen wir wissen, dass er uns niemals vergessen und niemals fallen lassen wird.

Wir sind nicht zufällig auf dieser Welt, sondern er hat sich etwas dabei gedacht, als er dich und mich ins Leben rief. Weil Anfang und Ende in seinen Händen liegen, wissen wir, woher wir kommen und wohin wir gehen. In dieser Gewissheit dürfen wir schon hier und jetzt mit der „Perspektive Ewigkeit“ leben.

Das hat er uns fest versprochen. Auf diese Zusage können wir uns felsenfest verlassen – und gleichzeitig darauf vertrauen, dass unser fürsorglicher Vater im Himmel uns auch auf sicheren Wegen durch den heutigen Tag führen wird.

Text: Friedhelm Klingeberg

© Advent-Verlag Lüneburg – mit freundlicher Genehmigung