Andacht zum Reformationstag 2024

Römer 1, 16 – 17:  „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht […]: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ —-

Seit 2018 ist der 31. Oktober in 9 von 16 Bundesländern ein Feiertag. Das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 war wohl der Anlass für einige kirchliche und politische Initiativen, die die Einführung unterstützten. Das Bestreben besinnt sich auf Martin Luther, denn der Anschlag der 95 Thesen gilt gleichzeitig als Startschuss der Reformation sowie als Zäsur in Deutschland und weit darüber hinaus. Die damit verbundenen politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Umwälzungen haben eine Entwicklung in Gang gesetzt, die zu mehr Freiheit und Emanzipation in Europa beigetragen hat.

Man kann einen kritischen Blick auf die Deutung der Reformation und ihrer Folgen werfen, aber der Konflikt nahm seinen Ursprung in einer geistlichen Fragestellung, die eng mit unserem Bibeltext verknüpft ist. Wie kann ich als Mensch vor Gott gerecht und gut dastehen? Für viele Menschen besitzt diese Frage kaum mehr Relevanz. Gott ist weit weg, ich bin für mich selbst verantwortlich und muss vor mir selbst geradestehen. Warum sollte ich mir durch eine Kirche oder durch die Bibel ein schlechtes Gewissen machen lassen und mich mit der Frage stressen, ob ich mit mir selbst und den Menschen im Reinen bin?

Aber nein, es geht dabei nicht um geistlichen Stress oder religiösen Leistungsdruck, den hatte Luther damals tatsächlich. Es geht um ein Geschenk; dass ich mit Gott in eine persönliche und vertrauensvolle Beziehung treten kann, die mein Leben kräftig und zufrieden sein lässt. Das Evangelium hat in Jesus eine Gestalt bekommen, ein freundliches und liebevolles Gesicht. Dieser Jesus räumt deine Sünde und deine Schuld aus dem Weg und befreit dich für Gott und deinen Mitmenschen.

Weil wir Reformation häufig in den großen Kontext der Weltgeschichte einordnen, brauchen wir einen neuen Blick auf das, was in unserem Leben wiederhergestellt werden soll, zum Beispiel mehr Friede und Dankbarkeit, Geduld oder Großzügigkeit, vielleicht auch Humor. Heute ist ein guter Tag, um mit Gott darüber ins Gespräch zu kommen.

Text: Johannes Naether

© Advent-Verlag Lüneburg – mit freundlicher Genehmigung