„Wer auf den Boden seiner selbstsüchtigen Natur sät, wird von seiner Selbstsucht das Verderben ernten. Aber wer auf den Boden von Gottes Geist sät, wird von diesem Geist das ewige Leben ernten.“ (Gal 6,8; NGÜ)
Diese Worte schrieb der Apostel Paulus an die Christen In Galatien. Er schrieb den Brief etwa im Jahr 54. Paulus schrieb ihn, weil er das Evangelium in den neuentstandenen Gemeinden in Galatien in Gefahr sah. Die Gemeinden bestanden dort überwiegend aus Heidenchristen.
Nun waren aber Judenchristen gekommen, die behaupteten, man müsse erst zum Judentum übertreten – mit all seinen Regeln und Geboten –, bevor man Christ werden könne. Dagegen positionierte sich Paulus und schrieb im Galaterbrief zum ersten Mal etwas über die Rechtfertigung aus dem Glauben. Paulus argumentierte: Das Heil, also die Rechtfertigung und das ewige Leben bei Gott erlangt man nicht durch das Halten jüdischer Regeln und Gebote, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus und durch die Taufe.
Im letzten Teil des Briefes geht Paulus darauf ein, wie der Christ mit dieser neugewonnenen Freiheit umgehen soll. Paulus erkannte nämlich die Gefahr, dass nun Leute argumentieren könnten: Jetzt kann ich alles machen, was ich will, denn Paulus sagt ja selbst: Ich brauche mich an keine Regeln mehr zu halten. Mein Glaube an Christus rettet mich, egal was ich tue.
Diesem Gedanken hält Paulus eine ganz alte Lebensweisheit entgegen: Du wirst das ernten, was du säst. Wenn wir streitsüchtig durch den Tag laufen, werden wir Streitereien ernten. Wenn wir geizig durch den Tag gehen, werden wir auf verschlossen Hände und Herzen treffen. Wenn wir vorlaut durch den Tag gehen, werden wir Beschimpfungen ernten. Wenn wir also auf den Boden unserer menschlichen Natur säen, oder anders ausgedrückt: Wenn wir uns selbst und unsere Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen, werden wir im und am Leben scheitern. Unsere Selbstsucht wird uns letzten Endes in unser Verderben und unseren Untergang führen.
Paulus hält eine andere Ausrichtung für wesentlich zielführender. Er drückt es so aus: Wer auf den Boden des Geistes Gottes sät, wird von diesem Geist das ewige Leben ernten. Aber was meint er damit? Was ist denn der Boden des Geistes Gottes, und was soll da wachsen? Kurz zuvor nennt Paulus die Früchte des Heiligen Geistes: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung in allen Dingen (Gal 5,22). Diese Früchte führen uns zum dem einen großen Ziel: dem ewigen Leben bei Gott.
Diese Früchte können in unserem Leben aber nur wachsen, wenn wir den Boden für den Geist Gottes vorbereiten. Dafür sind zwei Dinge notwendig: Bei allem, was wir am Tag denken, tun und sagen, müssen wir uns selbst fragen: Führt es uns näher zu Jesus, oder tut es das nicht. Wenn es das nicht tut, dann sollten wir diesen Gedanken, diese Tat oder diese Worte nicht denken, tun bzw. sagen.
Und darüber hinaus sollten wir uns am Tag Zeit für Jesus nehmen. In dieser Zeit dürfen wir vom Tagesablauf Pause machen, mit Jesus sprechen und in der Bibel lesen. So säen wir auf dem Boden des Geistes Gottes und dürfen uns bald an den Früchten des Heiligen Geistes erfreuen.
Habt vielen Dank, dass ich euch zwei Jahre lang auf dem Weg zum ewigen Leben begleiten durfte.
Euer Prediger Martin

Text: Martin Hartlapp / Foto: Dirk Ritter